Wenn klassische Dienstleistungsbereiche verschwimmen - was Bank der Generation Z und Alpha bieten darf
Unsplash - Alex Motoc

Wenn klassische Dienstleistungsbereiche verschwimmen - was Bank der Generation Z und Alpha bieten darf

Die viel diskutierte Generation Z…

Um sie ranken sich Diskussionen und Mythen. Medien und Forschung zerbrechen sich seit Jahren den Kopf darüber, wie die jungen Menschen der Geburtsjahrgänge zwischen 1995 und 2010 ticken, welche Werte sie verinnerlicht haben und was ihnen im Leben wichtig ist.
Was sie und ihre Nachfolger der Generation Alpha (2010 - 2025) definitiv von vorherigen unterscheidet? Sie sind die ersten, die in einer voll-digitalisierten Welt aufgewachsen sind, in der neue Formen sozialer Interaktion selbstverständlich und technische Endgeräte zu unverzichtbaren Begleitern des Alltags geworden sind. Wie sich diese und weitere Bedingungen der heutigen Lebenswelt auf die jungen Menschen auswirken, das möchten wir von ihnen selbst erfahren. Schließlich umfassen sie bald rund 20 Millionen Menschen und damit ein Viertel der deutschen Gesamtbevölkerung. 

Vor diesem Hintergrund haben wir ibi research an der Universität Regensburg GmbH beauftragt, 1000 junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im Rahmen einer Studie zu befragen. In diesem Beitrag möchten wir einen Einblick vermitteln, wie sie zu klassischen Servicesektoren stehen und wo sie sich mögliche Verschiebungen vorstellen könnten. Dazu haben wir das Beispiel der Bank betrachtet. 

Geldinstitut und vieles mehr

Ob in puncto Mobilität, Immobilien oder sogar im Bereich Konsum und Unterhaltung: Junge Menschen scheinen keineswegs verhaftet mit traditionellen Ideen von der Bank als einem reinen Geldinstitut. Mehr als die Hälfte der Befragten kann sich etwa vorstellen, Vorteilsangebote o.Ä. für Reisebuchungen von Banken zu nutzen.

Für mehr als jeden Dritten sind auch Services rund um das Auto, wie die Buchung eines Mietwagens, Car-Sharing oder Angebote zu E-Mobilität über ihre Bank denkbar. Ebenso können sich viele vorstellen, Beratungsleistungen rund um weitere, weniger sensible Vertragsangelegenheiten wie Mobilfunk- oder Stromverträge etc. durch ihre Bank zu nutzen.

Weniger interessant scheint für die meisten jedoch die Bank als Berater in medizinischen oder rechtlichen und steuerlichen Angelegenheiten, sowie bei Sicherheits- und Identitätsangelegenheiten (7- 9%).

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

 

Für viele Immobilienangelegenheiten und das ein oder anderer Konsumthema ist der Weg in die Bank ebenfalls denkbar

Wer auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Mietshaus ist, kann sich offenbar gut vorstellen, sich hierzu an die Bank zu wenden. Fast 50% der Befragten äußern sich entsprechend. Mehr als ein Viertel der Befragten hält es auch für denkbar, Makler, Architekten oder Handwerker von der Bank vermitteln zu lassen.

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

In Sachen des alltäglichen Konsums scheint die Bank in erster Linie relevant und interessant als Anbieter von Ermäßigungen oder sonstigen Bonus-Programmen. So jedenfalls äußern sich knapp mehr (51%: Gutscheine und Rabatte für Online-Shops) bzw. etwas weniger als die Hälfte (46%: Bonus-Programme) aller Befragten. In weiteren möglichen Konsum-Themen werden die Meinungen hingegen diverser. Immerhin noch mehr als ein Drittel sähe in der Bank einen geeigneten Dienstleister in puncto Online-Käuferschutz.

Lediglich rund jeder vierte bis fünfte Befragte könnte sich auch vorstellen, bei seiner Bank Tickets für Veranstaltungen zu erwerben, Cafés in einer Bank zu besuchen oder gar einen Mobilfunkvertrag direkt bei dieser abzuschließen. Die Bank als Arbeitsplatz und zwar explizit im Bezug auf die Örtlichkeit ist allerdings für die wenigsten interessant. Nur 11% würden sie als Co-Working Space oder Veranstaltungsraum nutzen. 

Bemerkenswert in Sachen Unterhaltung scheint vielmehr, dass beim vermeintlich naheliegendsten Service, nämlich einem Podcast zu Banking- (sowie Nicht-Banking-)Themen, ebenfalls nur ein Bruchteil interessiert scheint. Nur 14% der Befragten würden  einen solchen Service nutzen wollen. 

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

Weitere Services: Organisation, Identität, Beratung und Sicherheit

Ähnlich große Einigkeit wie zumindest bei den Spitzenplatzierungen der zuvor genannten Felder lässt sich in weiteren Bereichen zwar nicht ausmachen, jedoch finden auch weitere Ideen teils größere Zustimmung. Die Bank zur Online Identitätsprüfung scheint jedenfalls für 39% der Befragten ein geeigneter Partner. Ebenso würde jeder Dritte womöglich das digitale Haushaltsbuch bei einer Bank führen.

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

Doch es gibt weitere Bereiche, die man im klassischen Sinn noch gar nicht mit der Bank in Verbindung bringt. : Immerhin 30% der Befragten würden auch auf eine regionale Jobbörse ihrer Bank zugreifen. Nahezu gleich viele sehen in der Bank einen geeigneten Vermittler für steuerrechtliche Angelegenheiten oder betrachten sie als geeigneten Speicherort sensibler digitaler Dokumente. Immerhin noch mehr als jeder Fünfte hält die Bank auch zur Vermittlung medizinischer Hilfestellungen sowie als Berater in Bewerbungsfragen für denkbar. So wird die Bank als sehr vertrauenswürdiger Partner eingeordnet, den man auch als Ratgeber über die klassischen Bankthemen hinaus ansprechen würde.

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

Wo und wie? 

In einer Sache ist man sich weitgehend einig: die Services sollten heutzutage selbstredend digital angeboten werden. Am liebsten über eine (einzige) App, ggf. auch über verschiedene Schnittstellen. Jedoch bitte nicht auf dem analogen Weg. Diese Zeiten sind, laut unserer Umfrage, für die weit überwiegende Mehrheit von 93% eindeutig vorbei. Eine Erkenntnis, die wohl die wenigsten überraschen wird. 

Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022

Fazit - viele Optionen, wenige Grenzen aus Sicht der jungen Konsumenten 

Wir befinden uns in Zeiten von sogenannten Superapps, die verschiedene Services in einer Anwendung bündeln. Wir kaufen in riesigen Onlineshops ein, die nahezu jede Art von Konsumgütern bieten. Wir nutzen Vergleichsportale, die unterschiedlichste Services beurteilen und Empfehlungen aus einer Hand bieten. 

Da überrascht es nicht, dass auch im Hinblick auf Banken und deren Angebot eine erhebliche Ausweitung “beyond banking” bei vielen jungen Menschen der Generationen Z und Alpha Anklang findet. Inhaltlich gibt es dabei durchaus Tendenzen und Präferenzen, ausgeschlossen scheint derzeit aber inhaltlich nur wenig. 

 

Weitere spannende Erkenntnisse über Z und Alpha bieten die folgenden Beiträge: 

Konsum, Eigenheim und Vorsorge: Ein Einblick in die Ambitionen der jungen Menschen aus den Generationen Z und Alpha 

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