Konsum, Eigenheim und Vorsorge: Ein Einblick in die Ambitionen der jungen Menschen aus den Generationen Z und Alpha
Wohl kaum eine andere Generation ist in den letzten Jahren medial so präsent wie die Generation Z. Ein wenig reflektierter, aber leider recht lauter Tenor lautet: faul, hedonistisch, gleichgültig. Und die längst heranwachsende Nachfolge-Generation Alpha sieht sich längst mit ähnlichen Vorurteilen konfrontiert.
Ja, die voll digitalisiert aufgewachsenen Generationen haben heute zweifellos andere Erwartungen an ihre Arbeit. Zu einem erfüllenden Berufsleben gehört für sie eben mehr, als noch für ihre Großeltern oder auch Eltern. Doch ist beispielsweise der Wunsch nach einer gesunden Work-Life-Balance wirklich kritisch zu bewerten?
Überhaupt erscheinen sie zumeist doch eher sehr reflektiert. Nachhaltigkeit nimmt einen zentralen Bestandteil in ihrer vom Klimawandel massiv geprägten Welt ein. Und soziales Miteinander, Chancengleichheit, Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit sind ihnen ebenfalls wichtige Anliegen. Mitnichten entsteht dabei der Eindruck von Genusssucht oder gar von Faulheit.
Schon bald machen die beiden Generationen rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung des Landes aus und werden so zweifellos zu den wichtigsten Gestaltern unserer Gesellschaft. Grund genug, sie besser kennenzulernen und das oft vorschnell gewonnene Bild vielleicht neu zu justieren. Wir wollten herausfinden, wie es um ihre Erwartungen, Ziele und Gedanken in Sachen Finanzdienstleistungen steht. Vor diesem Hintergrund haben wir ibi research an der Universität Regensburg GmbH beauftragt, 1000 junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im Rahmen einer Studie zu befragen. In diesem Beitrag möchten wir einen Einblick vermitteln, von welchen Dingen sie träumen und was ihnen die Themen Vermögensaufbau und Vorsorge bedeuten.
Leben auf Pump? Von wegen
Heutzutage erscheint es fast komplizierter, Schulden zu vermeiden, als neue aufzunehmen. Überall werden Ratenkäufe angeboten, Kredite sind (noch) günstig zu bekommen, der Geldwert so niedrig wie lange nicht. Dennoch, für einen Großteil der jungen Menschen aus den Generationen Z und Alpha spielen entsprechende Finanzierungsmodelle und Möglichkeiten zumindest in ihrem gegenwärtigen Alltag keine Rolle. 79% von ihnen bedienen gegenwärtig keinen Kredit bei einer Bank oder anderen Institution, oder hat derzeit einen wie auch immer gearteten Kauf auf Raten getätigt.
Lediglich jeder Fünfte (21%) zahlt zur Zeit einen Ratenkauf oder Kredit ab. Konsum um jeden Preis sähe sicherlich anders aus. Nein, die meisten der jungen Befragten geben lediglich das Geld aus, das ihnen auch zur Verfügung steht.
Überhaupt zahlen die meisten von ihnen ihre Rechnungen lieber in einem Schritt und möglichst zeitnah, statt Verpflichtungen länger mit sich herumzutragen und durch Ratenzahlungen gegebenenfalls sogar die Gesamtkosten zu steigern oder Zahlungen schlimmstenfalls zu vergessen. Nein, neun von zehn Befragten zahlen entweder sofort oder innerhalb von maximal 14 Tagen, nachdem eine Rechnung bei ihnen eingeht.
Immerhin rund 20% der jungen Befragten schätzen das Konzept der Ratenzahlung ausdrücklich für die hierdurch gewonnene Flexibilität, also weiterhin Geld für andere Dinge zur Verfügung zu haben. Zwei Drittel von ihnen (14% aller Befragten) sind für diese Flexibilität auch bereit, am Ende insgesamt mehr auszugeben.
Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022
Die meisten Befragten empfinden Schulden hingegen eher als belastend. Lediglich 17% von ihnen haben im Rahmen der Befragung angegeben, es bereite ihnen keine Sorgen, Schulden zu haben. (Nur) 17% geben an, regelmäßig das Konto zu überziehen.
Auf lange Sicht: Welche Träume haben die jungen Menschen?
Was ihre großen Zukunftsträume anbelangt, da unterscheiden sich Z und Alpha sich gar nicht so sehr von ihren Vorgängern, wie man es vielleicht initial annehmen würde. Die Vorstellung, sesshaft zu werden, einmal in den eigenen vier Wänden zu leben, davon träumen rund zwei Drittel der Befragten.
Ja, auch oder vielleicht gerade in Zeiten der Ruhelosigkeit, der ständigen Erreichbarkeit, Getriebenheit und nicht zuletzt auch Unsicherheit, lebt der Traum vom eigenen Haus oder der eigenen Wohnung. Nur 11% würden dem gänzlich widersprechen. Mehr als die Hälfte der Befragten würde sich auf dem Weg dorthin daher auch konkrete Unterstützung von Ihrer Bank wünschen. Mehr als jeder Dritte (38%) spart sogar bereits für einen späteren Wohnungs- oder Hauskauf. Immerhin rechnet jeder Vierte mit dem Erbe von Wohneigentum.
Demgegenüber steht eine, wenngleich kleinere Gruppe, bei der Flexibilität höhere Priorität genießt als das Ziel vom Eigentum. Jeder Vierte empfindet eine Standortbindung durch Wohneigentum als belastend. 20% verzichten lieber auf den hiermit verbundenen finanziellen Druck.
Quelle: VR Family Finance GmbH, Generationen Z und Alpha 2022
Und sonst? Wie steht es um die Altersvorsorge?
Mehr als jeder dritte Befragte aus den jungen Generationen ist bereits in irgendeiner Form aktiv in Sachen Altersvorsorge. 37% haben zumindest schon erste Überlegungen angestellt, ohne bereits konkrete Schritte geplant zu haben. Genauso groß ist die Gruppe derer, die sich bereits zum Thema informiert haben, weil sie Sorge haben, die gesetzliche Absicherung werde nicht ausreichen. Nur unwesentlich kleiner (34%) ist auch die Gruppe derer, die bereits jetzt einen festen Betrag für das Alter sparen. Mehr als jeder Vierte bedient bereits eine Lebensversicherung oder private Altersvorsorge.
Natürlich aber gibt es auch die andere Seite. 36% halten das Thema für zumindest noch nicht relevant. Und einer von fünf Befragten sieht sich immerhin schon heute gut genug abgesichert, um sich nicht weiter um das Thema kümmern zu müssen.
Fazit - Gar nicht so anders, gar nicht so unreflektiert
Die Befragten Menschen aus den Generationen Z und Alpha wirken keineswegs unüberlegt oder planlos. Im Gegenteil, viele haben schon heute sehr klare Vorstellungen von ihren Zielen und Wünschen, die sich vielleicht gar nicht so sehr von denen ihrer Vorgänger unterscheiden. Ja, sie arbeiten in vielen Fällen sogar bereits ganz gezielt und aktiv auf diese hin. Wenn man sich ihr noch so junges Alter vor Augen führt, ist das sehr bemerkenswert.
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