Keine Sauerei: Woher kommt das Sparschwein?
Sie sind aus Ton, Metall, Plastik oder Porzellan. Sie lachen oder gucken frech. Andere Exemplare schauen nachdenklich. Einige von ihnen sind weiß, goldfarben, andere wiederum schweinchenrosa. Sie sind verziert mit Kleeblättern, Schleifchen oder Blümchen. Manche grunzen oder kommen als Hippie daher. Alle haben aber eines gemeinsam: Sie futtern am liebsten Geldmünzen und gern auch den einen oder anderen Geldschein. Die Rede ist natürlich von Sparschweinen. Die stehen in Stuttgart sogar in einem eigenen Museum, genauer: im Schweinemuseum. Dessen Räume tragen so einprägsame Namen wie „Ferkelzimmer“, „Schweinekalender“ oder „Tresor“. Letzterer ist passenderweise der Spezies der Sparschweine gewidmet: Rund 2.000 Stück haben es dort hinein geschafft, stehen da mit ihren dicken, runden Bäuchen und warten auf Besucher.
Von Römern, Griechen und der Burg Schweinheim: Wer hat das Sparschwein erfunden?
Die Antwort darauf lautet: Das weiß man nicht genau. Sicher jedoch ist, dass es die Verbindung von Geld und den Schweinen schon sehr lange gibt. So finden sich unter anderem auf Münzen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus Darstellungen von Haus- und Wildschweinen. Dass man etwas für Notfälle oder schlechte Zeiten zurückbehält, also spart, und es sogar in einen Schlitz wirft, hat ebenfalls eine lange Tradition. So gab es bereits im antiken Griechenland sogenannte Thesauren, einen Schatztempel. Dort sammelte man Votivgaben wie Geld oder Sach- und Lebensmittelspenden und bewahrte sie für Krisenzeiten auf. Die alten Römer benutzten nachgebaute Schatztempel mit Schlitz um ihre Notgroschen zu sammeln.
Im Mittelalter setze sich nördlich der Alpen das Schwein als Sammelgefäß für Geld durch. So stellten unter anderem die Engländer Tonbehälter her, die sie „Pygg“ nannten. War in einem Haushalt Geld übrig, landete es in diesem Gefäß. Das Ganze hieß dann „pygg banks“. Im Laufe der Zeit wurden daraus „piggy banks“ — Schweinchenbanken.
Seit wann wird in Deutschland gespart?
Im deutschsprachigen Raum stammt das angeblich älteste Exemplar aus dem 13. Jahrhundert. Es wurde bei Bauarbeiten im thüringischen Billeben gefunden. Allerdings war das tönerne Schweinchen völlig zerstört und enthielt auch keine Münzen. Aus diesem Grund ist bis heute auch umstritten, inwieweit es tatsächlich zum Sparen diente. Später fand man ein intaktes, und sogar prall mit Münzen gefülltes Sparschwein, welches aus dem 16. Jahrhundert stammte. Damit war klar, dass die Menschen in Sparschweinen Geld aufbewahrten. Der Fund stammt, das ist kein Witz, von der Burg Schweinheim im nordrhein-westfälischen Euskirchen. Im Jahr 1576 soll, so heißt es, Burgherr Wilhelm Spieß von Büllesheim befohlen haben, Schweine aus Ton mit Münzen zu füllen, um einen Geldvorrat für den Notfall parat zu haben. Heute gibt es im Klostergarten der Burg ein Sparschwein-Denkmal. Wer an seiner Bronze-Schnauze reibt, der hat im wahrsten Sinne des Wortes Schwein, denn ihm winken Glück und unerwarteter Geldsegen.
Warum eigentlich Schweine?
Von wegen Schweinerei: Schweine stehen allgemein für Glück, Fruchtbarkeit und Genügsamkeit. Wer früher ein Schwein hatte, konnte überleben, denn er hatte etwas zu essen. Darüber hinaus sind die schlauen Borstentiere sehr fruchtbar – zwei Würfe mit bis zu 14 Ferkeln sind keine Seltenheit. Damit Schweine dick und rund werden, muss man sie mästen. Richtige Schweine mit Futter, Sparschweine mit Geld. Mit den gesparten Münzen und Banknoten kann man sich dann je nach Spardauer kleinere oder größere Wünsche erfüllen.
Und das Sparschwein heute?
Apps, Handys und bargeldlosem Bezahlen zum Trotz: Auch heute ist das Sparschwein Teil unseres Alltags. Vor allem den Jüngsten hilft es, erste Erfahrungen mit den Themen Geld und Sparen zu sammeln. Zunehmend wird es digitaler. „myPiggy“ ist ein Beispiel dafür. Und vielleicht schafft es die digitale rosa Sau ja auch bald ins Schweinemuseum nach Stuttgart zu seinen analogen Kumpeln.
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