"Holst Du die Brötchen?" Ab wann darf ein Kind alleine einkaufen?
Was für Erwachsene ein so selbstverständlicher und mitunter lästiger Bestandteil des Alltags ist, das ist es für Kinder keineswegs: Alleine einkaufen zu gehen - ob beim Bäcker oder im Supermarkt um die Ecke - das ist gerade im jungen Alter gar nicht so einfach, wie Erwachsene vielleicht annehmen würden. Zudem ist es ein ganz wertvoller Part im Heranwachsen eines Kindes.
Der Wert, das Kind alleine einkaufen zu lassen
Im Grunde vereint der selbstständige Einkauf ganz viele positive und lehrreiche Aspekte. So muss man sich zum einen natürlich gut merken, was überhaupt gekauft werden soll (jedenfalls dann, wenn man keine Einkaufsliste hat oder das Kind vielleicht noch nicht lesen kann). Nicht, dass plötzlich einem am Tisch das Frühstück fehlt. Womöglich muss man auch Fremde um Hilfe bitten, um eine Bestellung aufzugeben oder ein Produkt zu finden. Dann ist auch noch Bargeld im Spiel, das natürlich ausreichen muss. Also ist Rechnen gefordert, damit man genug Geld für die wichtigsten Einkäufe hat (oder vielleicht für eine Süßigkeit, falls etwas übrig geblieben ist). Und denken wir nur an den Weg zum Supermarkt, auf dem man sich schließlich gut im Straßenverkehr zurechtfinden muss…
Anders ausgedrückt, kann so ein Einkauf sich nach jeder Menge Verantwortung anfühlen und eine ziemliche Herausforderung darstellen. Doch gerade das macht ihn auch unheimlich wertvoll!
Ab wann DARF ein Kind eigentlich alleine einkaufen?
Rein rechtlich betrachtet, hängt es von der Geschäftsfähigkeit und damit dem Alter des Kindes ab, ab wann es alleine einkaufen gehen darf. Kinder unter sieben Jahren sind laut Gesetz geschäftsunfähig, d.h. sie dürfen offiziell keinen Vertrag und damit auch keinen Kaufvertrag, wie eben beim Bezahlen an der Kasse, abschließen. Das ändert sich mit Erreichen des siebten Lebensjahrs, wenn Kinder “beschränkt geschäftsfähig” werden. Jetzt können sie grundsätzlich Verträge schließen. Sie bedürfen allerdings der Zustimmung ihrer Eltern. Zusätzlich regelt der Taschengeldparagraph, dass Geld, welches “zur freien Verfügung” (Taschengeld) bereitgestellt wird, sogar ohne Zustimmung verwendet werden darf. Der Betrag muss sich allerdings in etwa im Rahmen des monatlichen Taschengeldes bewegen, was es weniger eindeutig macht. Kauft sich ein Kind aber womöglich für einen hohen Betrag eine Spielekonsole, dann dürfte es sich hierbei um einen Fall handeln, der einen angemessenen Rahmen übersteigt. Sind die Eltern also nicht mit dem Kauf einverstanden, müsste ein Händler die Konsole im Nachhinein wieder zurücknehmen. Erst mit 18 Jahren wird man voll geschäftsfähig.
Schritt für Schritt alleine einkaufen
Die juristischen Hintergründe der Geschäftsfähigkeit Minderjähriger zu kennen, schadet in keinem Falle. Dessen ungeachtet aber gibt es natürlich mehr, als rein rechtliche Voraussetzungen zu bedenken. Denn alleine einzukaufen, das will gelernt sein. Üben kann man dies bereits mit jüngeren Kindern prima, um den selbstständigen Einkauf zu erproben. Dafür bieten sich eine Reihe kleiner Schritte an, bei denen Eltern unmittelbar dabei sein können, ohne aktiv einzugreifen. So kann die Selbstständigkeit geschult werden, ohne dass das Kind sich allein gelassen fühlt:
- Prinzipiell empfiehlt es sich, das Kind zum alltäglichen Einkauf mitzunehmen. Am besten wählt man einen Laden, der sich gut fußläufig erreichen lässt. So lernt es bereits den Weg kennen, kann auf wichtige Verkehrsregeln aufmerksam gemacht werden und die Route verinnerlichen.
- Im Geschäft angekommen, kann Ihr Kind typische Abläufe beobachten und die Situation nach und nach für sich einordnen lernen. Wo greift man einfach aus dem Regal, wann muss das Gemüse gewogen werden, wann fragt man Angestellte usw. usw. Der Besuch im Supermarkt beinhaltet so viele vermeintlich selbstverständliche Abläufe, die für das Kind oft gänzlich neu sind.
- Natürlich kann es auch schon wunderbar unterstützen und dabei helfen, Waren zu finden und auszusuchen, sich allein durch die Flure bewegen und Produkte in den Wagen zu legen, die gekauft werden sollen.
- Dabei ist es ebenso wichtig, über Preise zu sprechen: Warum kostet eine Sorte Butter 1,59 € und eine andere Sorte 1,99 €? Wie viel Geld hat man überhaupt dabei und für wie lange sollte der Einkauf reichen? Hier lassen sich etliche wichtige Gesprächsthemen adressieren, bei denen ein Kind sicherlich Erklärungsbedarf haben wird.
- Ist das Kind schon ein wenig älter, darf die Sache natürlich auch ein wenig kniffliger gestaltet werden. Warum nicht die Verantwortung über Einkaufsplanung und das Budget abgeben: Angenommen, man hat 10 Euro zur Verfügung, wovon unbedingt X Produkte gekauft werden sollen. Ist danach noch etwas übrig? Reicht das Geld? Helfen Sie Ihrem Kind, lassen Sie es Preise notieren und auf einem Zettel mitrechnen. Das Ziel ist nicht, dass der Betrag perfekt ausgerechnet wird. Es soll vielmehr ein besseres Gefühl über den Wert von Dingen vermittelt werden und davon, was es heißt, begrenzte Mittel zur Verfügung zu haben.
- Unterschätzt werden sollte auch nicht die soziale Komponente eines Einkaufs. Ob es die Bestellung an der Käsetheke ist, das Nachfragen bei Angestellten, wenn man etwas nicht finden kann, oder die eigentliche Bezahlung an der Kasse. All das erfordert immerhin eine Portion Mut. Da kann es sicher nicht schaden, zunächst noch Erziehungsberechtigte in der Nähe zu wissen, wenn man sich einmal doch nicht trauen sollte.
Alle Schritte können natürlich nach und nach selbständiger gestaltet werden. Während man anfangs noch mitgeht, kann man sich beim nächsten Besuch erst an der Kasse wieder treffen. In der Woche darauf wartet man womöglich einfach vor dem Laden.
Fazit: Darf ein Kind alleine einkaufen gehen? Ja, aber nicht von heute auf morgen
Damit der Sprung nicht zu groß ist, macht man aus einem riesigen Schritt lieber viele kleine Fortschritte, um sich größerer Selbstständigkeit anzunähern. Bis das Kind alt genug ist, sich wohl und wirklich bereit fühlt, allein einkaufen zu gehen. Ganz zu schweigen davon, dass auch die meisten Eltern vermutlich dankbar sind, sich lieber peu à peu und ausreichend schonend an die zunehmende Selbstständigkeit ihrer Kleinen gewöhnen zu können. Dabei wünschen wir viel Erfolg und Freude!
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