Belohnungssystem in der Kindererziehung - lohnt es sich, zu belohnen?
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Belohnungssystem in der Kindererziehung - lohnt es sich, zu belohnen?

Weigert sich Ihr Kind völlig, das zu hören, was Sie ihm sagen? Träumen Sie davon, dass es Ihnen einmal zuhört? Oder wollen Sie es motivieren, die Hausarbeiten zu erledigen? Wie verlockend ist es doch, Belohnungen einzusetzen... Aber ist das wirklich der richtige Ansatz im Umgang mit Ihrem Kind? Es gibt unterschiedlichste Ansätze, wie und wann Belohnungssysteme im Alltag eingesetzt werden. Allen gemein ist, dass sie kontrovers diskutiert werden. Grund genug, uns einmal kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir möchten aufzeigen, worin Tücken eines entsprechenden Systems bestehen und warum wir es für keine effektive Art der Erziehung halten.

Ein Belohnungssystem - was ist das eigentlich?

Kurz gefasst wird mit einem Belohnungssystem für das Kind versucht, sein Verhalten zu beeinflussen, indem ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Handlung gefördert wird, für die das Kind im Gegenzug etwas von seinen Eltern erhält. 

Belohnung nach System - Muster und Risiken 

Ein beliebtes System zur Belohnung eines Kindes ist die Überprüfung seiner Fortschritte anhand einer Tafel für gutes Verhalten. Hier wird beispielsweise eine Magnettafel eingesetzt, auf der Sie aufschreiben, wofür das Kind beurteilt wird: gründlich geputzte Zähne, brav aufgegessene Mahlzeiten, ein aufgeräumtes Kinderzimmer...Es gibt natürlich eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um ein Kind zu beurteilen. Wenn wir jedoch genauer hinsehen, sagt uns ein solches Brett, so hübsch es auch aussehen mag, dass wir selbst dem eigenen Kind nicht vertrauen - wir kontrollieren es und glauben womöglich nicht, dass es seine Aufgaben erledigt. So wird die vermeintliche Belohnung eher ein Zeichen von Misstrauen als ein Mittel zur Motivation. 

Was sich wirklich lohnt ist aber, dem Kind zu zeigen, dass liebevolles Miteinander in der Familie kein Schritt zu einer Belohnung ist, sondern ein Ausdruck der Zuneigung, ja, dass einander zu Helfen und gewisse Pflichten zu erfüllen, völlig normal ist - hierfür sollte keine Belohnung erforderlich sein. 

Natürlich lieben Kinder es, belohnt zu werden - das ist völlig normal. Leider jedoch kann die Erziehung über Belohnungen auf lange Sicht oft sogar das Gegenteil dessen bewirken, was beabsichtigt ist. Denken Sie daran, dass eine Belohnung eine Form der Manipulation ist. Sie ermutigt das Kind, das zu tun, was die Eltern erwarten, um ihnen zu gefallen. Oft gehen wir sogar noch weiter. Wir sagen dem Kind, was es erreichen soll und schlagen dabei gleichzeitig exakte Wege vor, wie es erreichen kann, uns, die Eltern, zufriedenzustellen. Für Kinder kann dies eine echte Einschränkung darstellen. Die Belohnung kann sich dann als Strafe für das Kind erweisen. Echte, eigene Motive und Intentionen drohen dabei aus dem Blick zu geraten.

Belohnung? Na klar, aber mit System? 

Natürlich haben Belohnungen auch Ihren Wert, das steht außer Frage. Wenn wir diese in einem begrenzten und kontrollierten Rahmen einsetzen, dann können Sie nicht zuletzt auch die Selbständigkeit und Disziplin des Kindes fördern. Die Gefahr besteht jedoch darin, dass das Kind nach einiger Zeit für alles eine Belohnung erwartet - selbst für die kleinste Kleinigkeit. Deshalb sollte man sich genau überlegen, wann man etwas belohnen möchte und möglichst nicht in ein Muster verfallen, das jede Art der Betätigung des Kindes an Gegenleistungen knüpft und persönliche Entfaltung erschwert. Geht es aber um wirklich bedeutende Ereignisse - beispielsweise eine perfekt bestandene Prüfung, die viel Einsatz abverlangte, der Gewinn eines Schulwettbewerbs, dann sollten Erfolge selbstverständlich auch gelobt und gefeiert und können natürlich auch honoriert werden. Die Motivation aber sollte im Idealfall nicht in der Belohnung begründet sein. Zudem sollten keine Belohnungen für etwas erwartet werden, das eigentlich selbstverständlich ist. Alle kleinen Aktivitäten, die ein Kind zu Hause unternimmt, sollten aus einem Gefühl der Zugehörigkeit und hiermit verbundenen Werten heraus erfolgen, nicht durch materielle oder anderweitige Anreize.

Echte, intrinsische Motivation statt Handeln für Belohnung

Der Schlüssel liegt darin, dass Belohnungen nach System nicht die Grundlage für die Beziehung zum Kind bilden dürfen, sondern vielmehr eine Anerkennung für die Bemühungen des Kindes und seine eigenständige Arbeit an sich selbst darstellen. Der Einsatz eines selbstverständlichen, vielleicht gar automatisierten Belohnungssystems als Basis des alltäglichen Miteinanders erweist sich hingegen oft als problematisch und kann sich ins Gegenteil des Gewünschten verkehren. Daher lohnt es sich, auf echte intrinsische Motivation zu setzen, die mit Sicherheit viel bessere Ergebnisse erzielt.

 

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